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Home > Eigenständige JugendpolitikBefragung: Jugendliche haben Zukunftssorgen

(25.11.2020) Eine Befragung von SOS-Kinderdorf e.V. zeigt, dass die Einschränkungen in der Corona-Krise junge Menschen besonders hart treffen. Der Verein fordert, dass die Bedürfnisse der jungen Menschen besser berücksichtigt und Jugendliche an Entscheidungen stärker beteiligt werden.

Eine Frau sitzt in der Hocke, die Hände im Nacken verschränkt mit einer Mund-Nasen-Maske. Eine Frau sitzt in der Hocke, die Hände im Nacken verschränkt mit einer Mund-Nasen-Maske.
Foto: E. Akyurt via unsplash

SOS-Kinderdorf hat junge Menschen in ihren Einrichtungen befragt, wie sie die aktuelle Situation erleben. Zentrale Ergebnisse dieser Befragung sind, dass geschlossene Schulen, eingeschränkte soziale Kontakte und schlechtere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sich besonders auf die Zukunftsgestaltung von jungen Menschen auswirken. 

Neuer Alltag in Corona-Zeiten

Die jungen Menschen zeigen laut der Erhebung eine sehr hohe Akzeptanz der Situation und der damit einhergehenden Regeln und Beschränkungen. Trotzdem beschäftigt ein Viertel der Befragten die aktuelle Lage stark und 13 % geben an, dass die Corona-Krise ihnen Angst macht. Trotz der digitalen Möglichkeiten des Austausches und der Kontaktaufnahme geben mehr als 60 % der Befragten an, dass sie zu wenig Kontakt zu Menschen außerhalb ihrer Einrichtung haben. Die sogenannten "Digital Natives" nutzen zwar ausgiebig digitale Formate, betonen aber auch, dass diese persönliche Treffen nicht ersetzen können. Knapp die Hälfte der jungen Menschen gibt an, dass sie sich große Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen. Gerade Jugendliche mit psychischen Problemen oder Schwierigkeiten in der Schule machen sich viele Sorgen und sind stärker von den Einschränkungen betroffen.

Interessen von Jugendlichen stärker in den Blick nehmen 

Reale Kontakte sind wichtig für junge Menschen. Denn gerade im Umgang mit ihren Peers machen sie wichtige Erfahrungen für ihre weitere Entwicklung. Luise Pfütze, Advocacy-Referentin bei SOS-Kinderdorf, kritisiert den Vorschlag der Bundesregierung zu den Kontaktbeschränkungen unter jungen Menschen. Dass Jugendliche sich eine feste Kontaktperson aussuchen sollten, geht an der Realität der jungen Menschen vorbei. Außerdem könne es dazu kommen, dass einzelne Jugendliche am Ende ohne Kontaktpersonen dastehen würden. Sie fordert:

"Wenn es um die Entwicklung weiterer Perspektiven für die kommenden Monate geht, sollte die Politik die Meinungen von jungen Menschen proaktiv einholen, ihre Interessen stärker in den Blick nehmen und berücksichtigen." 

Schulschließungen verletzen das Recht auf Bildung

Ein Großteil der Befragten spricht sich gegen Schulschließungen aus. Für sie ist die Schule nicht nur ein Bildungsort, sondern auch ein Lebensort und zentraler Teil ihres Alltags. Bei politischen Entscheidungen zum Schulbetrieb sollte die Perspektive junger Menschen mitgedacht werden, denn sie haben ein Recht auf Bildung und auf die Begegnung mit Gleichaltrigen. Dr. Birgit Lambertz, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des SOS-Kinderdorf e.V. führt aus:

"Nach Monaten geschlossener Schulen, Einschränkungen beim digitalen Unterricht, Verunsicherung durch erneute Quarantänenotwendigkeiten und Zurückhaltung der Wirtschaft bei der Besetzung von Ausbildungsstellen, machen sich junge Menschen zu Recht Sorgen um ihre schulische und berufliche Zukunft. Hier muss die Politik handeln und Ausgleichsmöglichkeiten für diese Nachteile finden und finanzieren. Dazu braucht es eine ernsthafte Beteiligung der jungen Menschen, denn es geht um ihre Zukunft."

Die Pressemitteilung kann hier heruntergeladen werden. 

Quelle: Pressemitteilung SOS Kinderdorf, 20. November 2020