Position
Home > Eigenständige JugendpolitikZukunft für junge Menschen auf dem Land

(13.07.2022) Der Bund der Deutschen Landjugend e.V. und die Deutsche Jugendfeuerwehr haben ein gemeinsames Positionspapier zur Zukunft für junge Menschen auf dem Land beschlossen.

Ländlicher Raum. Foto: Jörg Farys, (c) Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ Ländlicher Raum. Foto: Jörg Farys, (c) Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ
Ländlicher Raum. Foto: Jörg Farys, (c) Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ

In der 15 Seiten umfassenden, ausführlichen Positionierung (PDF) verweisen sie zunächst auf den grundgesetzlichen Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland (Art. 72 GG). Auf dieser Grundlage fordern sie die Sicherstellung von Teilhabechancen, Bildungszugängen, sozialer Infrastruktur sowie einer soliden, präventiv wirkenden Kinder- und Jugend(verbands)arbeit. Aktuell sei dieser Anspruch in ländlichen Räumen nur lückenhaft umgesetzt. Dies mache neue Lösungsansätze nötig, die einer Verinselung der ländlichen Lebenswelten entgegenwirken. Wo diese fehlen, könne sich das negativ auf individuelle Lebensperspektiven und Lebenssituationen auswirken und die Attraktivität der ländlichen Räume nachhaltig schädigen, was wiederum die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen nachhaltig schwäche, weil junge Menschen auf der Suche nach besseren Bildungs- und Arbeitsbedingungen wegziehen. Um das Gemeinwesen zu erhalten, müssten neue Ansätze für den Generationenwechsel und die Förderung von Lebens- und Bleibeperspektiven für junge Menschen gefunden werden - und zwar prioritär an deren Interessen und Bedürfnissen ausgerichtet.

Die ländlichen Räume sind vielfältig, entsprechend müssten regional angepasste Lösungswege gefunden werden. Daher sollte es in allen Bereichen des Lebens verpflichten sein, junge Menschen altersgerecht an Entscheidungen zu beteiligen. Bei aller Heterogenität der ländlichen Räume gebe es dennoch typische Felder mit Handlungsbedarf, und zwar: Mobilität, Bildung, digitale Infrastruktur, Ehrenamtsförderung.

Mobilität
Mobilität sei eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe sowie gute Bildungs- und Arbeitsmarktchancen. Attraktive Verkehrsinfrastruktur (u.a. ÖPNV) erhöht die Bleibewahrscheinlichkeit und schafft Zuzugsoptionen. Dies gelte insbesondere für junge Menschen, deren individuelle Mobilität eine Vielfalt sozialer Kontakte erlaube, sei es im Freundeskreis, in Angeboten der Jugendarbeit, der Schule oder der Freizeit. Ohne einen verfügbaren ÖPNV seien junge Menschen auf private PKW angewiesen, und damit auf Erwachsene und deren zeitliche und finanzielle Ressourcen. Das Fahrrad als Alternative scheitere leider oft an mangelnder Rad-Infrastruktur. Eine schlecht ausgebaute Mobilität schaffe deutliche Hürden für jugendliches Engagement. Die Verbände fordern daher intelligente Verkehrskonzepte, alltagstaugliche Fahrradinfrastrukturen auf dem Land, barrierefreie Mobilität, Vernetzung von Stadt, Land und Regionen sowie die systematische Beteiligung junger Menschen an der Erarbeitung regionaler Verkehrskonzepte.

Bildung
Gute Bildungsangebote fördern Selbstbestimmung und eröffnen jungen Menschen Berufs- und Lebensperspektiven, unabhängig(er) von der sozialen Herkunft. Außerschulische Bildungsangebote seien dabei wichtige Orte zur Entwicklung ihrer Potentiale in freiwillig gewählten Kontexten. In strukturschwachen ländlichen Räumen seien dabei aber die Wahlmöglichkeiten sowohl formaler als auch nonformaler Bildungsorte im Vergleich zu städtischen Räumen oft begrenzt. Es sei daher essentiell, die Bildungsinfrastruktur wohnortnah bundesweit zu erhalten und auszubauen, explizit auch ergänzt um digitale Ausgestaltungen. Auch der Ausbildungsmarkt sei in ländlichen Räumen durch die lokalen Unternehmensstrukturen oft weniger vielfältig und Wunschberufe nicht immer wohnortnah verfügbar. Um Ausbildungsstrukturen im ländlichen Raum zu stärken, bräuchte es ein flächendeckendes Netz berufsbildender Schulen und angegliederter Unterkünfte, um logistische und finanzielle Hürdne abzubauen. Die Verbände fordern daher einen Ausbau der Ausbildungsangebote.

Digitale Infrastruktur
In einer zunehmend digitalen Gesellschaft sei die Versorgung mit schnellem Internetzugang eine entscheidende Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe in allen Lebensbereichen. Entsprechend fordern die Verbände die Aufnahme der digitalen Versorung in den Katalog der Maßnahmen zur Daseinsvorsorge, flächendeckende Versorgung mit 5G- und Glasfaseranschlüssen, Förderung öffentlicher WLAN-Hotspots, Netzneutralität, Bereitstellung kostenfreier Hardware für junge Menschen in prekären Lebenslagen, digitale Beteiligungsangebote und die Unterstützung digitaler Jugendverbandsarbeit.

Ehrenamtliches Engagement
Jugendverbandsarbeit lebt vom Ehrenamt. Junge Menschen organisierten Freizeitangebote und sicherten wichtige außerschulische Bildungs- und Erfahrungsräume, insbesondere in ländlichen Regionen. Gesamtgesellschaftlich sei ehrenamtliches Engagement eine unverzichtbare Stütze des Gemeinwesens, insbesondere bei der Erbringung wichtiger Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge sowie bei der Stärkung demokratischer Strukturen sowie des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Dies gelte insbesondere für ländliche Regionen. Deshalb fordern die Verbände zur Förderung ehrenamtlichen Engagements die Sicherung und dynamische Erhöhung der finanziellen Förderung der Jugendverbandsarbeit, eine dauerhafte, solide Unterstützung der Weiterentwicklung ehrenamtlicher Strukturen in ländlichen Regionen entsprechend der sich ändernden Bedürfnisse und Interessen junger Menschen, die Anerkennung und Wertschätzung durch Mandatsträger*innen, Bürokratieentlastungen von Vereinen und Verbänden, fachliche Unterstützung Ehrenamtlicher sowie bundesweit einheitliche Regelungen zur Freistellung für Ehrenamt und Engagement durch Arbeitgeber.

Quelle: Bund der Deutschen Landjugend e.V. / Deutsche Jugendfeuerwehr: Gemeinsame Position (PDF)