Home > Eigenständige JugendpolitikAbdullah Alnuaimi: "Es ist wichtig, dass uns zugehört wird."

Abdullah Alnuaimi wohnt in einer stationären Einrichtung des Jugendhilfenetzwerkes Nord-Ost und ist Teilnehmer des Landesjugendkongresses in Schleswig Holstein, das erste Mal war er 2018 dabei.

Was sind deine Highlights aus den Landesjugendkongressen?

Ich habe an dem Landesjugendkongress teilgenommen, weil ich mich für andere Jugendliche einsetzen wollte, die es nicht so gut haben in ihren Wohngruppen. Mein Highlight war, dass wir uns mit den Verantwortlichen aus dem Ministerium und dem Landesjugendamt unterhalten konnten. Wir haben die Sicherheit bekommen, dass sie uns ernst nehmen, wir frei unsere Meinung äußern können und sie uns zuhören. Außerdem war es schön, dass wir uns mit anderen Jugendlichen aus Schleswig-Holstein getroffen haben. Wir haben uns über die verschiedenen Regeln in den Wohngruppen ausgetauscht und überlegt, was man besser machen könnte in den Wohngruppen. Es war uns zum Beispiel wichtig, dass nicht nur die Betreuer*innen entscheiden, wie wir das Haus gestalten, sondern dass die Jugendlichen auch mitbestimmen können.

Was sind eure Forderungen?

Wichtige Forderungen sind zum Beispiel, dass das Taschengeld, das Bekleidungsgeld und die 75 %-Regelung geändert werden. Wenn Jugendliche arbeiten gehen, müssen sie 75 % von ihrem Gehalt abgeben. Das ist relativ viel für einen Jugendlichen, der 8 Stunden arbeiten geht und für sich selbstständig werden will. Wenn man nur 50 oder 45 % abgeben würde, das würde schon reichen. Es ist auf jeden Fall auch wichtig, dass die Landesjugendämter einen Anteil davon bekommen, denn sie haben uns auch geholfen. Aber ich würde mir wünschen, dass man das niedriger machen könnte.

Wie wirkt sich Corona auf euer Zusammenleben in der Gruppe aus?

Mein Leben wurde durch Corona sehr stark eingeschränkt. Wir dürfen uns natürlich nicht mit so vielen Freund*innen treffen wie vorher. Und natürlich spüren wir auch psychische Belastungen. Wir sitzen nur im Haus mit zehn anderen Jugendlichen und wenn jemand Probleme hat, überträgt er*sie das auf die ganze Gruppe. Aber im Großen und Ganzen finde ich die Einschränkungen gut, damit sich Corona nicht weiterverbreitet.

Was erwartest du vom nächsten Jugendkongress und was sind die nächsten Meilensteine?

Das wir die wichtigsten Themen der Jugendlichen besprechen und es wäre sehr schade, wenn der Kongress wegen Corona nicht stattfinden könnte. Sich auszutauschen ist schwieriger im digitalen Raum und man möchte auch gerne die Menschen wiedersehen, die man lange nicht gesehen hat. Außerdem würde ich es gut finden, wenn Politiker*innen uns mehr zuhören und nicht nur die Betreuer*innen fragen, wie es uns geht. Sondern, dass sie uns selber fragen, das wäre schön.

Profilbild Abdullah Alnuaimi

Das Interview wurde am 09.02.2021 in Rendsburg geführt. Es ist im Rahmen eines Filmprojekts von jugendgerecht.de entstanden, bei dem aktuelle jugendpolitische Entwicklungen in Deutschland portraitiert werden.