Interview
Home > Eigenständige JugendpolitikInterview mit Marcus Weinberg (CDU)

Im Rahmen unserer Interviews zur Bundestagswahl hat der jugendpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag unsere Fragen beantwortet. Marcus Weinberg gehört dem Bundestag seit 2005 an.

Marcus Weinberg, MdB Marcus Weinberg, MdB
Marcus Weinberg, MdB

In der Pandemiesituation hat sich gezeigt, dass die Krise die besonders benachteiligten Jugendlichen auch besonders hart getroffen hat und Jugendarmut weiterhin ein großes Problem darstellt. Wie sollte dieses Thema Ihrer Meinung nach angegangen werden?

Viele Kinder und Jugendliche wurden in der Corona-Pandemie in ihrer Entwicklung besonders beeinflusst. Vor allem die Lernschwächeren brauchen Aufmerksamkeit, damit sie Rückstände aufholen und ihre Lernmotivation zurückgewinnen können.

Damit niemand zurückbleibt, haben wir ein Unterstützungsprogramm für die Jahre 2021 und 2022 in Höhe von einer Milliarde Euro aufgelegt. Es gilt, sowohl ihre Lese- und Sprachkompetenz als auch ihre Lesefreude zu stärken. Gemeinsam mit den Ländern und den Hochschulen rufen wir Lehramtsstudierende, Seniorlehrkräfte, Anbieter von Nachhilfeleistungen und Volkshochschulkräfte auf, schulbegleitend sowie während der Ferien die Kinder und Jugendlichen zielgenau beim Aufholen zu unterstützen. Mit einer weiteren Milliarde Euro helfen wir Kindern und Jugendlichen, die sozialen und psychischen Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Die Mittel investieren wir in frühe Bildung, Ferienfreizeiten, Familienerholung und zusätzliche Sozialarbeit. Hinzu kommt eine Einmalzahlung in Höhe von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein geringes Einkommen haben.>

Welche jugendpolitischen Schwerpunkte setzt Ihre Partei für die kommende Legislaturperiode?

Kinder und Jugendliche sollen ein umfassendes Durchstartprogramm bekommen. Sie brauchen jetzt positive Signale, dass es weitergeht. Deshalb wollen wir, dass Sport, kulturelles und soziales Leben so reaktiviert werden, dass alle Kinder und Jugendlichen sich in der Gemeinschaft wieder wohlfühlen können. Zusätzlich dazu werden wir den internationalen Jugendaustausch stärken und Europa für die Jugend erlebbar machen. Zum Beispiel soll es künftig das Interrail-Ticket im Rahmen des „DiscoverEU“-Programms für jeden 18-Jährigen kostenlos geben, das ErasmusPlus-Programm soll aufgestockt und die grenzübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Staaten grade im Kinder und Jugendbereich stärker ausgebaut werden. Jugendliche brauchen den Kontakt zu Gleichaltrigen im Ausland, sei es im Austausch, im Freiwilligendienst oder bei Studienreisen. Darüber hinaus wollen wir das Schülerinnen und Schüler digitale Kompetenzen ausbilden. Diese umfassen ein technisches und informatisches Grundverständnis ebenso wie Medienkompetenz. Dabei geht es insbesondere um die Fähigkeit, Medien zu nutzen, Inhalte sowie die Funktionsweise von digitalen Technologien und künstlicher Intelligenz zu bewerten.

In der nun zu Ende gehenden Legislaturperiode gab es erstmals eine ressortübergreifende Jugendstrategie der Bundesregierung. Wie würden Sie die Jugendstrategie in der kommenden Legislaturperiode weiterentwickeln?

Als Union werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass die eigenständige Jugendpolitik als ganzheitlichen Politikansatz für alle Bereiche zu etablieren und weiterzuentwickeln ist. Ziel ist die angemessene Einbeziehung der Interessen und Bedarfe aller jungen Menschen bei sämtlichen politischen Maßnahmen und Entscheidungen.

Jugendliche fordern oft bessere Beteiligungsmöglichkeiten an den für sie relevanten politischen Entscheidungen, auch auf Bundesebene. Was können Sie sich da vorstellen?

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass Kinder und Jugendliche sich mehr Beteiligungsmöglichkeiten wünschen. Wir wollen ihre Interessen und Anliegen in Zukunft stärker berücksichtigen, in dem wir sie stärker an Entscheidungen beteiligen. Dafür wollen wir einen regelmäßigen Kinder- und Jugendgipfel einrichten, auf dem Kinder und Jugendliche ihre Wünsche untereinander und mit Erwachsenen diskutieren und in die Politik einbringen könne

Das Verfassungsgerichtsurteil zum Klimagesetz hat das Thema Generationengerechtigkeit auf die Tagesordnung gebracht. Wie will Ihre Partei mit den unterschiedlichen Interessen der Generationen in Deutschland umgehen?

Wir drücken beim Klimaschutz aufs Tempo und haben bereits in dieser Legislaturperiode beschlossen, dass wir bis 2045 klimaneutral sein werden. Wir richten die deutsche Klimapolitik dadurch bereits jetzt auf das neue, erst vor kurzem beschlossene EU-Klimaziel 2030 aus. Deutschland ist verlässlicher Schrittmacher fürs Gelingen des europäischen ‚Green Deal‘ und trägt als wirtschaftlich starkes Land auch weiterhin mehr als andere zum Erreichen des EU-Klimaziels bei. Damit Tragen wir dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes Rechnung und geben der jungen Generation mehr Klarheit und Verbindlichkeit über den Weg zur Klimaneutralität. Um die neuen, sehr ehrgeizigen Ziele zu erreichen, braucht es eine Vielzahl an weiteren, ineinandergreifenden Einzelmaßnahmen, die gezielte Anreize setzen und jeden in die Pflicht nehmen.

Klimaschutz hört aber nicht an den nationalen Grenzen auf. Deshalb wollen wir einen EU-Klimaaußenbeauftragten zur Stärkung und Bündelung der EU-Klimaaußenpolitik, der Europa als globalen Akteur im Einsatz für den Klimaschutz positioniert. Er soll eine Europäische Clean-Tech-Initiative voranbringen, die Partnerschaften bei modernsten Umwelttechnologien aufbaut.

Wir bedanken uns für das Interview!

jugendgerecht.de - Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik - August 2021