Home > Eigenständige JugendpolitikPraxisprojekt in Nordrhein-Westfalen: 50 Jugendämter engagieren sich im Projekt „Eigenständige Jugendpolitik in kommunaler Verantwortung“

Jonas Theßeling (LVR), Anne Wiechers (LWL)

Das Recht auf Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auf kommunaler Ebene zu stärken ist ein zentraler Aspekt des Praxisprojektes „Eigenständige Jugendpolitik in kommunaler Verantwortung“. Gestartet ist das Projekt am 01.01.2019 mit einer Laufzeit von drei Jahren. Gefördert wird die Maßnahme aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans des Landes NRW. Umgesetzt wird es durch die Landesjugendämter Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) in Kooperation mit den Jugendämtern und gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW (MKFFI).

Das Projekt verfolgt zwei zentrale Ziele: Zum einen die offensive Weiterentwicklung und strukturelle Verankerung jugendpolitischer Konzepte in den Kommunen, um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auf kommunaler Ebene in NRW zu stärken. Zum anderen wird ein NRW-weites Netzwerk engagierter Kommunen aufgebaut, um den interkommunalen Austausch und die landesweite Diskussion zur eigenständigen Jugendpolitik zu stärken. Geplant ist, dass im Projektzeitraum insgesamt 50 NRW-Kommunen am Projekt mitarbeiten.

Die Fachberatung Jugendförderung der Landesjugendämter Westfalen-Lippe (LWL) und des Rheinlands (LVR) begleiten die Kommunen mit folgenden Angeboten:

  •  Beratung der beteiligten Kommunen und Kreise bei der Entwicklung und Ausarbeitung einer jugendpolitischen Strategie gemeinsam mit Jugendlichen. 
  • Unterstützung bei der Gestaltung des Dialoges zwischen Jugend, Politik und Verwaltung.
  • Organisation und Moderation des landesweiten Projektnetzwerkes mit Fachkräften und Jugendlichen aus den Projektkommunen.
  • Durchführung von Fortbildungen, Workshops und Fachtagungen für die Vertreter*innen der Kommunen und Kreise, die dem Bedarf der Projektkommunen entsprechen.
  • Finanzielle Unterstützung (im Projektzeitraum einmalig bis zu 3.000 € pro teilnehmendem Jugendamt) für so genannte Mikroprojekte. Mikroprojekte sind Aktivitäten in den Projektkommunen, welche von Jugendlichen für Jugendliche erarbeitet und durchgeführt werden.

Die teilnehmenden Kommunen und Kreise übernehmen die Verantwortung für die Umsetzung vor Ort. Neben der Auseinandersetzung mit jungen Menschen, ihren Interessen und Anliegen, ist die strukturelle Verankerung der eigenständigen Jugendpolitik Gegenstand der kommunalen Projektumsetzung. An die Projektkommunen sind deshalb folgende Anforderungen für die Projektteilnahme geknüpft:

  • Initiierung und Umsetzung einer jugendpolitischen Strategie gemeinsam mit Jugendlichen.
  • Moderation des Austauschs zwischen Jugend, Politik und Verwaltung.
  • Einholen eines Beschlusses des Jugendhilfeausschusses zur Umsetzung einer eigenständigen Jugendpolitik.
  • Schließen des Kooperationsvertrages zwischen Landesjugendämtern und den Projektkommunen zur Umsetzung des Förderprogramms „Eigenständige Jugendpolitik in kommunaler Verantwortung“.
  • Koordination der jugendpolitischen Aktivitäten vor Ort sowie die Unterstützung der so genannten Mikroprojekte von Jugendlichen für Jugendliche.
  • Dokumentation und Präsentation der Erfahrungen und Ergebnisse bei der Umsetzung einer eigenständigen Jugendpolitik.
  • aktive Mitarbeit im landesweiten Netzwerk mit Landesjugendämtern, Projektkommunen und Jugendlichen.

Neben den Anforderungen bietet der Projektrahmen viel Spielraum bei der kommunalen Zielformulierung. Die Projektkommunen und –kreise sind frei in der Ausgestaltung der eigenen Zielsetzung, solange die oben genannten übergeordneten Projektziele berücksichtigt werden. Dadurch gelingt es, den heterogenen Voraussetzungen vor Ort gerecht zu werden. Teilweise nutzen die Kommunen und Kreise bestehende Formate der Kinder- und Jugendbeteiligung, bspw. Kinder- und Jugendforen, -räte und -parlamente, welche im Laufe des Projektes weiterentwickelt oder gestärkt werden. Andere Kommunen nutzen neue Formate und Instrumente, um insbesondere benachteiligte junge Menschen anzusprechen und zu erreichen.  

Es ist absehbar, dass es im Projekt zu kommunalen und regionalen Unterschieden aufgrund der flexiblen örtlichen Zielgestaltung und des kommunalen Selbstverwaltungsrechtes kommen wird. Der zweite zentrale Bestandteil des Projektes - der Aufbau eines landesweiten Netzwerkes - ist an dieser Stelle umso wichtiger. Die wertvollen Erkenntnisse und Expertisen unterschiedlicher Herangehensweisen zur Umsetzung einer jugendpolitischen Strategie in den Kommunen und Kreisen werden im landesweiten Netzwerk gebündelt. Die strukturelle Verankerung einer kommunalen Kinder- und Jugendbeteiligung soll über das Netzwerk eine landesweite Stärkung erfahren. Die halbjährlich stattfindenden Netzwerktreffen sind daher wesentlicher Gegenstand der Projektumsetzung. Besonderheit des Netzwerktreffens ist die Teilnahme interessierter und engagierter Jugendlicher aus den Projektkommunen. Jugendliche gestalten die Netzwerktreffen mit, damit ihre Interessen, Ansichten und Bedarfe an einer eigenständigen Jugendpolitik und an die damit verbundene kommunale Strategie von Anfang an auch im landesweiten Austausch berücksichtigt werden.

Auf der kommunalen sowie landesweiten Ebene wird viel Wert auf die Kommunikation und den fachlichen Austausch mit und zwischen Jugendlichen und Fachkräften gelegt. Unterstützung erfährt diese intra- und interkommunale Vernetzung und Kommunikation über die Smartphone-App „CommYOUnity-App“, welche ausschließlich den teilnehmenden Kommunen zur Verfügung steht. Die CommYOUnity-App wurde Anfang 2019 in Zusammenarbeit mit Jugendlichen entwickelt und dient als soziales Netzwerk und Austauschplattform für, mit und zwischen Jugendlichen und Fachkräften. Die App bietet Möglichkeiten der Terminorganisation, Chaträume, Kommunikation über geschlossenen Gruppen, Newsfeeds mit Artikeln und Beiträgen, aber auch Bereitstellen von Dokumentationsunterlagen und themenbezogener Fachliteratur.

Key Visual COMMYOUNITY_4

Abbildung 1: Logo der CommYOUnity-App (Entwurf durch Jugendliche)

Aktueller Stand

2019 starteten elf Kommunen gemeinsam mit den Landesjugendämtern sowie dem MKFFI das Projekt „Eigenständige Jugendpolitik in kommunaler Verantwortung“. Sechs Kommunen aus dem Zuständigkeitsbereich des LVR-Landesjugendamtes sowie fünf aus dem des LWL-Landesjugendamtes. Im Laufe des Jahres 2020 werden landesweit weitere 20 Kommunen einsteigen, so dass 2020 insgesamt 31 Kommunen eine kommunale Gesamtstrategie zur eigenständigen Jugendpolitik erarbeiten und umsetzen. Im Projektjahr 2021 haben weitere 20 Kommunen die Möglichkeit, im Projekt mitzuwirken.