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Home > Eigenständige JugendpolitikErgebnisse der WIR-Jugendstudie im Überblick

(10.03.2021) Die WIR-Jugendstudie beleuchtet die Perspektiven junger Menschen in fünf verschiedenen Bundesländern auf Zukunftsaussichten, Freizeitbedingungen und Partizipationsmöglichkeiten.

Ein Mann schaut in den blauen Himmel. Ein Mann schaut in den blauen Himmel.
Foto: M. Fields via unsplash

Im Rahmen des WIR-Projektes wurden in einer Online-Befragung die Lebenssituationen und Gelegenheitsstrukturen von Jugendlichen in ländlichen Regionen, Klein- und Mittelstädten untersucht. In fünf Bundesländern (Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt) wurden über 800 junge Menschen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren befragt sowie 28 Multiplikator*innen telefonisch interviewt. Die Themenschwerpunkte der Befragungen lagen bei Bildungsperspektiven, Mobilität, Tagesstruktur und Freizeitaktivitäten, Mediennutzung, Jugendkultur/-szenen, Mitbestimmung und Engagement, Problemen/Konflikten sowie Bleibeperspektiven und Haltefaktoren.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse zeigt:  

Bildungs- und Karrieremöglichkeiten sind sehr verschieden

Die Ergebnisse legen einen Zusammenhang zwischen den wirtschaftlichen Strukturdaten einer Region und den subjektiven Bewertungen der regionalen Verhältnisse hinsichtlich der Bildungs- und Karrieremöglichkeiten nah. Strukturschwache Regionen bieten in der Wahrnehmung der Jugendlichen weniger Perspektiven und eingeschränkte Optionalitäten, ihren Wünschen entsprechend eine Ausbildung zu realisieren.

Mobilität ist ein zentraler Einflussfaktor für die Ermöglichung von Gelegenheitsstrukturen

Wenngleich die Mehrheit mit ihrer Mobilitätssituation zufrieden ist, zeigen sich deutliche Zusammenhänge zwischen den Mobilitätsbedingungen und der Zufriedenheit der Jugendlichen. Insbesondere in Dörfern und Kleinstädten werden die Nachteile fehlender Angebote deutlich.

Junge Menschen wollen ihre Freizeitaktivitäten eigenständig organisieren

Die Tagesstruktur wird vor allem durch schulische Aktivitäten strukturiert, die Freizeitinteressen und die Nutzung von Freizeitorten sind divers. Auch das eigene Zuhause ist für Freizeitaktivitäten bedeutsam. Ein Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Freizeitangeboten und der Zufriedenheit mit den regionalen Lebensbedingungen wird deutlich. Die Verfügbarkeit ist relevant, weil junge Menschen ihre Freizeitaktivitäten eigenständig organisieren wollen und von Gelegenheiten für Gestaltung und Aneignung abhängig sind.

Medien haben eine hohe Relevanz

Insbesondere Social Media, Musikhören und Filme bzw. Streams schauen sind mediale Aktivitäten, denen die befragten Jugendlichen fast durchgehend intensiv nachgehen. Voraussetzungen dafür sind stabile Internetverbindungen.

Jugendkultur und -szenen benötigen Räume

Die Bedingungen für Jugendszenen in der ländlichen Region werden nicht als optimal eingeschätzt und Szenen häufig als Problem wahrgenommen, obschon diesen eine hohes Potenzial für die Gestaltung von Jugendfreundlichkeit zugeschrieben wird.

Mitbestimmung und Engagement fördern Zufriedenheit und bieten Identifikation

Die Mitbestimmungsmöglichkeiten stehen häufig hinter den Wünschen nach Partizipation zurück. Dies ist ein Manko, denn es bestehen Zusammenhänge zwischen den Partizipationsmöglichkeiten, der Zufriedenheit mit den lokalen Gelegenheitsstrukturen und letztendlich mit dem Wunsch, zu gehen oder zu bleiben.

Probleme und Konflikte werden am häufigsten im Schulkontext benannt

Überwiegend werden die Beziehungen zu Mitschüler*innen, Polizei, etc. positiv geschildert. Schule wird mit Abstand am häufigsten als Ort für Konflikte benannt. Auch werden die Kontakte zu Lehrer*innen im Vergleich zu anderen Gruppen nicht ganz so positiv bewertet.

Abwanderung ist nicht ausgeschlossen

Untermauert werden Zusammenhänge zwischen der Zufriedenheit mit regionalen Bildungs- und Karrieremöglichkeiten, Mobilität, Aufenthaltsmöglichkeiten und Freizeitangeboten sowie den Bedingungen zum Ausleben jugendkultureller Praktiken, dem Grad an Partizipationsmöglichkeiten, den Beziehungen zu Menschen und Personengruppen sowie dem Grad an Problemen und Konflikten in der Region. Abwanderungstendenzen überwiegen in ländlicheren Gebieten im Gegensatz zu Mittelstädten.

Fazit der Studie

Die Ergebnisse unterstreichen neben einer „Jugend im Plural“, dass ein vereinfachtes Verständnis von „einer“ Jugend auf dem Land, die „ganz anders“ als Jugendliche in den Städten sind, nichtzutreffend ist. Auch zeigt sich: ländliche Räume sind divers. Dies gilt sowohl zwischen den Regionen als auch innerhalb einzelner Regionen. Unterschiede in den Gelegenheitsstrukturen lassen sich im Vergleich der Siedlungsstrukturen sowie Strukturdaten der einzelnen Regionen festhalten. Im Ergebnis der Studie wird deutlich, dass für ein Bleiben in ländlichen Regionen

  • Bildungs- und Karrieremöglichkeiten stärker in den Fokus rücken müssen,
  • Fragen einer elternunabhängigen Mobilität zu klären sind,
  • und Mitbestimmung und eine Ermöglichungskultur für (selbstorganisierte) Freizeitaktivitäten geschaffen werden sollten.

Grundlegend dafür ist eine wertschätzende und unterstützende Haltung gegenüber den Jugendlichen und ein kontinuierlicher Dialog in den Regionen.

Weitere Informationen finden sich auf den folgenden Websites:

wir.respekt-stiftung.de

Hochschule Magdeburg: Fachbereich Heimat-Land-Jugendkultur

Landesvereinigung kutlurelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt

Quelle: KinderStärken e.V.